Wieder hatte der Deutsch-Britische Yachtclub (DBYC) zur Einhand-Challenge geladen. 5 IF folgten dem Ruf am 27.09.2025.
Liegt es am Namen dieser Veranstaltung oder ihrem Ruf? Immer ist es ein besonderes Gefühl, zu ihr aufzubrechen, an ihr teilzunehmen.
Fröstelnd, den Kragen hochgeschlagen, stehen Uwe Sell, der Wettfahrtleiter, und seine Helfer auf dem Startboot. Kühl ist es, aber später wird die Sonne wärmen. Die Startboot-Crew grüßt freundlich zurück. Hilfsbereit hat Christian den heutigen Kurs auch per WhatsApp geschickt für Boote, die es nicht pünktlich zur Steuermannsbedprechung geschafft haben. Im übrigen hilft man sich von Boot zu Boot auf Rufe wie: „Wo geht es denn heute lang?“ So gelassen kann es bei einer Challenge zugehen.
Zuerst starten die Yardstick-Boote, dann die IF. Es geht vom DBYC ostwärts zur Luvtonne in der Großen Breite, dann nach Lindwerder, sodann geht es an DBYC und Schwanenwerder und südlich an der Pfaueninsel vorbei bis in den Jungfernsee und später auf der Nordseite der Pfaueninsel zurück zum DBYC.
Der Wind bläst zwischen 3 und 6 Bft, mal so, dass es eine reine Freude ist, man sich in Luv auf Deck oder Süll setzen kann und die Bugwelle rauschen hört, mal so verhalten, dass man sich mehr gewünscht hätte.
Die Kreuz zu Beginn geht noch flott vonstatten. Aber auf dem Halbwindkurs zur Pfaueninsel geht es nicht mehr so gut voran. Verdächtiges Gluckern von Achtern, haben die Verfolger-Boote mehr Wind? Warum ist das eigene IF so langsam? Marmelade im Wasser, Windex verklemmt, komplett falsche Segelstellung? Zuppeln an den Schoten, suchende Blicke auf Segel und Wasser, jetzt nur nicht umdrehen. Auf einmal geht es wieder los, das fremde Gluckergeräusch wird langsam, langsam, unendlich langsam schwächer. Manchmal macht die Challenge vor den Nerven nicht halt. Es war nur ein Windloch, und deren gibt es noch weitere.
Andere IF‘s gehen auf Raumschotkurs in der Hoffnung auf mehr Tempo und luven später stärker an. Diese Challenge misslingt, wir treffen uns alle auf gleicher Höhe wieder. Das ist doch auch viel netter anzuschauen.
Kurz vor der Pfaueninsel müssen wir alle auf Kurs vor den Wind gehen. Der gelb-schwarze Spi von IF „Röd Gröd med Flöde“ geht je nach Windschwankung viele Male rauf und runter, hier wird keine Einhand-Challenge ausgelassen. Die anderen IF-Einhandsegler lassen ihre Spinnaker unten. Regatta hin, Regatta her, man muss nicht übertreiben, so denken sie vermutlich. Man hat auch so alle Ein-Hände voll zu tun. Die anderen IF fahren Schmetterling. Auch das verlangt ständige Korrektur, Baum hier, Baum dort, Genua eingefallen oder gar irgendwo verhakt. Man bleibt in Bewegung.
Die Sonne entschädigt. Sie sorgt langsam für spätsommerliche Gefühle und öffnet die Augen. Warum immer nur auf die Segelstellung schauen, man muss doch auch Augen haben für dieses schöne Revier, etwa das renovierte Schloss auf der Pfaueninsel, das in frischem Weiß erstrahlt. Oder für die Sacrower Heilandskirche, an der gerade der diesjährige Sportschiffer-Gottesdienst für die vor der Kirche ankernden Boote abgehalten wird. Es ist auch etwas Besonderes, hier die Challenge zu fahren.
Wir Einhandfahrer haben zwar keine Zeit, dem Schlauchboot fahrenden Küster einen Obulus in den Klingelbeutel zu werfen. Aber den einen oder anderen Blick zur Seite gönnt man sich doch – trotz aller Challenge. „Wir könnten auch beim Gottesdienst mit machen“, tönt es humorvoll von IF zu IF. Wie schön, wir fahren die Challenge mit einer angenehmen Portion Gelassenheit!
Zum DBYC müssen wir aus dem Jungfernsee hochkreuzen. Das erfordert wieder viel Geduld, zumal der Wind andauernd dreht und unterschiedlich stark weht. Was das eine IF an Kurs und Höhe schafft, bleibt dem nächsten verwehrt.
Endlich ist die Ziellinie passiert. Das Pils nach der Fahrt haben wir uns redlich verdient. Es wird netterweise von die Firma Seacamper gesponsert. Auf der Terrasse warten die Whisky-Gläser für die Plätze eins bis drei und natürlich der IF-Wanderpreis. Er geht an Peter Grönlund, der IF „Röd Gröd med Flöde“ als erster durchs Ziel gesteuert hatte. Der Wanderpreis ist ein elegant koloriertes Halb-Modell vom neuen IF-Boot, zu dem auf den Tischen Prospekte mit Bildern und Daten ausliegen: „Die Legende (das IF-Boot) lebt!“ Das Modell geht von Hand zu Hand und anerkennend streicht der eine oder andere Finger über den eleganten Rumpf.
Die Zeremoniell der Preisverleihung ist von routinierter Selbstverständlichkeit und mit dem Union Jack im Vordergrund wieder wunderbar stilvoll, ein gelungener Abschluss, wie man ihn gerne genießt. Danach wird noch längere Zeit bei Bier sowie Fish & Chips gefachsimpelt, über die Vorzüge des IF-Bootes, über alte und neue IF, über unterschiedliche Ausstattungen. Im Gespräch wird die Fahrt mit allen ihren Challenges, ihren Geschicken und auch Missgeschicken noch einmal gemeinsam durchlebt, bis es langsam herbstlich kühler wird. Wir trennen uns mit dem Gefühl, es war wieder etwas besonderes, die Challenge zu segeln.
Dank an den DBYC für diese schöne Veranstaltung!
Andreas
Unterhavelvertreter




